Interview mit Bürgermeisterkandidat Camillo Garzen
SPD Welver: Herr Garzen, die SPD ist von Ihren fachlichen Fähigkeiten sowie Ihrer charakterlichen Eignung überzeugt, sonst würden wir Sie als Bürgermeisterkandidat nicht unterstützen. An unsere Wählerinnen und Wähler gerichtet: Warum sind Sie der geeignete Bürgermeister für Welver?
Camillo Garzen: Als ich 1987 meine Verwaltungslaufbahn bei der Bundesstadt Bonn begonnen habe, gab es noch die klassische Trennung zwischen dem Stadtdirektor und dem Bürgermeister. Dem Stadtdirektor oblag mit seinem Verwaltungs- und Fachwissen die Führung der Verwaltung. Der Bürgermeister war Chef des Rates und das Gesicht der Gemeinde nach außen. Das hat sich mittlerweile geändert. Der Bürgermeister in der heutigen Zeit muss beide Rollen in sich vereinen. Seine Hauptaufgabe liegt dabei darin, die Gemeindeverwaltung im Sinne der Bürgerinnen und Bürger zu führen und zu leiten. Nur noch ein kleiner Teil seiner Aufgaben sind repräsentativer Art. Das wird sehr schnell vergessen. Von daher muss der moderne Bürgermeister von heute, gerade in kleineren Kommunen, wissen, wie Verwaltung funktioniert. Er muss sich also mit den Verwaltungsabläufen und dazugehörigen gesetzlichen Bestimmungen sehr gut auskennen. Er hat nicht, wie das z. B. in großen Kommunen möglich ist, ausreichend Personal, um diese Defizite aufzufangen.
Ich verfüge mittlerweile über mehr als 30 Jahre Verwaltungs- und Berufserfahrung sowohl auf kommunaler Ebene als auch auf Ebene der Bundesverwaltung. Diese habe ich in den unterschiedlichsten Aufgabenbereichen und Positionen erworben. Ich weiß also sehr genau, wie eine Verwaltung modern ausgerichtet und im Sinne der Bürgerinnen und Bürger geführt werden muss. Seit 2017 habe ich das auch in Welver schon unter Beweis gestellt. Das war ja auch ein Grund dafür, dass der Rat der Gemeinde Welver bereits kurz nach meinem Amtsantritt meinen Aufgaben und Zuständigkeitsbereich um den Fachbereich „Dienstleistungen“ erweitert hat. Damit bin ich bereits heute für mehr als 2/3 der Aufgaben und Mitarbeiter/innen der Verwaltung verantwortlich.
Auch wenn ich nicht gebürtig aus Welver komme, habe ich aber eine Vision von Welver und Ideen, wie diese erreicht wird. Das ist für unsere Gemeinde erfolgreicher, als immer nur auf Förderprogramme zu verweisen oder einfach Ratsbeschlüsse, wie in den letzten Jahren erfolgt, umzusetzen. Meine Vision spiegelt sich in meinem Wahlprogramm wieder. Es wird zwar ein längerer Prozess, aber wenn wir in 15 Jahren gemeinsam zurückblicken, werden wir alle stolz auf das Erreichte sein. Daher bin ich der geeignete Bürgermeister für Welver!
SPD Welver: Wer Welver zukunftsorientiert verändern und gestalten will, benötigt als Grundlage des politischen Handelns solide Finanzen.
Camillo Garzen: Solide Finanzen sind für eine zielgerichtete und nachhaltige Gemeindeentwicklung unabdingbar. Von daher lag zunächst mein Aufgabenschwerpunkt darin, die Finanzen der Gemeinde in den Griff zu bekommen. Dies habe ich mit einem sehr guten Team im Finanzbereich geschafft. Wir haben unsere Verschuldung in den letzten drei Jahren um mehr als 3 Mio. Euro abgebaut. Wir kommen ohne neue Kredite bzw. Kassenkredite aus. Unsere Investitionen finanzieren wir aus eigenen Mitteln. Seit 2017 nutzen wir auch wieder Fördermittel. Hier werden wir in Zukunft auch noch aktiver werden. Aber wir werden auch dann weiterhin nur die Fördermittel für Maßnahmen abrufen, die wir auch umsetzen können bzw. die uns zum aktuellen Zeitpunkt als Gemeinde auch weiterbringen. Alles andere wäre falsch. Denn eins muss auch klar sein: Fördermittel gibt es nicht ohne Gegenleistungen. Sei es z. B. in Form von Zweckbindungen oder in Form von Einschränkungen bei der Nutzung. Hier haben wir als Gemeinde ja mit „Haus Nehlen“ ein praktisches Negativbeispiel. Bei Fördermitteln ist daher immer der hierfür zu betreibende Aufwand zu betrachten. Aktuelles Beispiel ist für mich hier der aufgerufene Fördertopf für die Feuerwehr. In diesem sind für alle Feuerwehren in NRW insgesamt nur 3 Mio. Euro verfügbar. Nach Rücksprache mit dem Fördergeber geht die Aussicht auf Fördermittel für die Gemeinde Welver eher gegen Null. Wenn man dabei noch den Aufwand berücksichtigt, der verwaltungsseitig betrieben werden muss, um einen Antrag überhaupt stellen zu können, ist das Verhältnis sogar negativ. In Pressemitteilungen wird behauptet, dass wir mindestens 250.000 Euro wieder einmal verlieren. Das ist schlicht falsch!
Eins kann ich versprechen: ich werde alles tun, um die Gemeinde Welver vor einer erneuten finanziellen Schieflage zu schützen. Ich werde die Fördermöglichkeiten nutzen, die unsere Gemeinde weiterbringt. Auch ich zahle als Welveraner Bürger meine Grundsteuer. Von daher ist es also auch „mein Geld“, mit dem wir in der Verwaltung arbeiten. Deshalb habe ich auch ein Eigeninteresse, dass die Finanzen stimmen.
SPD Welver: Eine Forderung wurde in Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern häufig erhoben: Entwicklung unserer Gemeinde. Mit welchen Mitteln wollen Sie dieses erreichen?
Camillo Garzen: Die Gemeinde Welver bietet ein großes Entwicklungs- und Gestaltungspotential. Zunächst müssen wir den Investitionsstau abbauen. Das braucht Zeit. Wir können das Nichtstun der letzten 10-15 Jahre nicht einfach in wenigen Monaten aufholen.
Wir müssen zunächst mit allen Beteiligten den Grundstandard für alle Bereiche definieren. Angefangen von dem Standard für die Pflege der Anlagen, über Straßenunterhaltung, Ausstattung der Feuerwehr usw.. Hierfür zahlen die Bürgerinnen und Bürger u. a. mit ihren Steuern. Also sollten sie hier auch mitbestimmen können. Aus meiner Sicht sind wir hier noch deutlich im negativen Bereich, d. h., es gibt eine zu geringe Gegenleistung für das Geld der Bürgerinnen und Bürger. Das führt berechtigterweise zu Unmut.
Im Anschluss daran müssen wir gemeinsam die Ziele für die weitere Entwicklung unserer Gemeinde definieren. Denn auch hier geht es wieder um das Geld der Bürgerinnen und Bürger.
Und so werde ich die Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern in den Ortsteilen, mit den Vereinen, mit den Fraktionen, der Feuerwehr, den Gewerbetreibenden und allen anderen suchen. Das habe ich schon zu Beginn des Jahres angekündigt und dies werde ich auch tun.
Um schnelle Erfolge zu erzielen, werden viele Projekte mit klaren Ziel- und Zeitdefinitionen zeitgleich zu bewältigen sein. Wichtig dabei ist auch die zeitnahe, offenen und umfassende Berichterstattung zum jeweiligen Projektverlauf. Nur so schaffen wir die notwendige Transparenz; dies kenne ich schon aus meinen früheren Tätigkeiten. Dort hat es erfolgreich funktioniert und es wird auch in Welver erfolgreich funktionieren.
SPD Welver: Die Menschen in Welver erwarten endlich Veränderungen! Welche Themen wollen Sie z. B. in den ersten 100 Tagen Ihrer Tätigkeit als Bürgermeister aufgreifen?
Camillo Garzen: Es müssen unverzüglich nach der Wahl viele Themen gleichzeitig angegangen werden. Das habe ich jauch in meinem Wahlprogramm zum Ausdruck gebracht. Eine Priorisierung fällt daher schwer.Vor allem werde ich zunächst das Vertrauen zwischen Bürgermeister und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wieder herstellen. Denn das gegenseitige Vertrauen bildet die Basis für Teamgeist und Arbeitsmotivation. Darauf aufbauend und mit interessierten Mitarbeitern kann die gewünschte Reform der Verwaltungsarbeit gelingen.
Um weitere Beispiele zu nennen: ISEK, Wirtschaftsförderung, Rad- und Wirtschaftswege, Überhangflächen/Bauland, Feuerwehr, Kindergarten, OGS, Lehrschwimmbecken usw..
Es gibt viel zu tun. Also packen wir es endlich an!
