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Ex-Rathaus-Chef nimmt sich Welvers Bürgermeister-Kandidaten vor

Quelle: soester-anzeiger.de – 01.07.20 – 08:02 von Holger Strumann –

Welver hat die Qual der Wahl aus gleich vier Bürgermeisterkandidaten: Amtsinhaber Uwe Schumacher, Beigeordnetem Camillo Garzen, Sassendorfs Vize Karl-Heinz Ricken und dem Sportjournalisten Thorsten Teimann. Der frühere Welveraner Bürgermeister Hans-Peter Luck hat sich jetzt einmal alle vier Kandidaten vorgenommen.

Welver – Welver hat die Qual der Wahl aus gleich vier Bürgermeisterkandidaten. Ex-Bürgermeister Hans-Peter Luck äußert sich zu ihnen:

Bürgermeisterkandidat im Check: Uwe Schumacher

Er äußerte am 22.01.20 im Soester Anzeiger:  Die Frage ist eher, ob man sich das nochmal antun will.“ Diese Frage hätte ich ihm spontan beantworten können. Er ist 62 Jahre alt und benötigt noch 2 Jahre Dienstzeit, um überhaupt einen Pensionsanspruch zu haben. Wenn er diesen nicht erreicht, wird er in der gesetzlichen Rentenversicherung nachversichert. Weiterhin erscheint mir seine uneingeschränkte Leidensfähigkeit eine seiner Hauptstärken zu sein. Wenn er von Kontinuität spricht ( Soester Anzeiger 28.02.20 ), würde das bedeuten, dass die zweite Hälfte des Stammpersonals auch noch gehen muss. 

Dass keine Partei oder Gruppierung ihn stützt, ist nach fast 6 Jahren Tätigkeit besonders traurig. Das war jedoch zu erwarten, weil im Rat und in den Fraktionen über seine Abwahl gesprochen wurde. Die Abwahl wurde aus mir nicht erkennbaren Gründen nicht eingeleitet.

Bürgermeisterkandidat im Check: Karl-Heinz Ricken

Der Bewerber aus Bad Sassendorf ist 61 Jahre alt. Er ist „…seit über 31 Jahren im Kurort … unterwegs“. ( Soester Anzeiger 01.02.20 ) In diesen 31 Jahren hat nach meiner Kenntnis die Behördenleitung in Bad Sassendorf aus Altersgründen mindestens drei Mal gewechselt. Und auch dieses Jahr wird in Bad Sassendorf ein Bürgermeister gewählt. Mir ist nicht bekannt, ob er sich in seiner Heimatbehörde jemals um die Behördenleitung beworben hat, obwohl er „ immer für Herausforderungen“ ( Soester Anzeiger 01.02.20 ) zu haben gewesen ist.

Er hat erst jetzt seine Liebe zunächst für Warstein entdeckt. Diese Liebe wurde nicht erwidert. Welver als neue Liebe ist für ihn dritte Wahl. Oder auch der letzte Versuch. Der Bewerber bessert meines Wissens seine Pensionsansprüche nach einer Wartezeit von 2 Jahren erheblich auf. Mit 61 Jahren den Vorsatz zu haben, noch mindestens 10 Jahre zu arbeiten, ist löblich, widerspricht aber jeglicher gesunden Lebenserfahrung. 

Laut Homepage der Gemeinde Bad Sassendorf ist der Bewerber „ für folgende Dienstleistungen zu ständig: Haushalt“. Das liest sich so, als ob ein Saisonerdbeerpflücker einen Ganzjahresvertrag hat. Jetzt kann ich auch nachvollziehen, dass er „für zehn Wochen“ (Soester Anzeiger 01.02.20 ) nach Welver ausgeliehen werden konnte. Ansonsten dürfte eine Führungskraft derart lange nicht entbehrlich sein.

Der Bewerber wird gestützt von der BG und der CDU und natürlich seiner Ehefrau, die an den Vorstellungsterminen teilnimmt. Das ist im übrigen neu, weil Bewerber um eine Arbeitsstelle ihre Ehefrau nicht mitbringen . Eine First Lady wird in und für Welver nicht gesucht. 

Ein Mitglied der BG, das in der Bad Sassendorfer Gemeindeverwaltung arbeitet“, ist voll des Lobes: Mit … kandidiert ein fertiger Bürgermeister.“ ( Soester Anzeiger 01.02.20 ) Aber was meint der Beamte mit „fertiger Bürgermeister“?  Mich interessiert überhaupt nicht, wie viele Marathons der Bewerber gelaufen ist .Mich interessiert mehr die berufliche Qualifikation: „…Etwa als er längst in Sassendorf in Amt und Würden war und nach Feierabend ein Wirtschaftsstudium aufsattelte und das in Rekordzeit abschloss.“ ( Soester Anzeiger 01.02.20) Ich hätte gerne gewusst, welcher Studiengang das war, an welcher Hochschule, mit welchem Abschluss, wozu berechtigt dieser Abschluss und an welcher Hochschule kann man das nach Feierabend machen?

Bürgermeisterkandidat im Check: Camillo Garzen

Der 1. Beigeordnete ist erfahrungsgemäß der „Kronprinz“, der seinen Chef „beerbt“. Er ist 51 Jahre alt. Wenn er zwei Wahlperioden absolvieren würde, ist er so alt wie es seine vorgenannten Mitbewerber heute sind. Seine berufliche Qualifikation musste er vor der Wahl zum Beigeordneten nachweisen. Mein Eindruck ist, dass der 1. Beigeordnete seine Arbeit gut macht .Die übertragenen Aufgaben erledigt er ordnungsgemäß und konfliktfrei. Negative Bewertungen seiner Arbeit sind mir nicht bekannt. Es gibt auch keine negative Berichterstattung in der Presse. 

Sein einziger „ Fehler“ war die Bewerbung um eine Beigeordnetenstelle bei einer anderen Behörde. Das ist üblicherweise ein KO-Kriterium. „SPD, Grüne und FDP hingegen äußerten Verständnis, dass sich Mitarbeiter aus dem Rathaus wegen des Klimas in der Verwaltung anderweitig bewerben.“ ( Soester Anzeiger22.01.20) SPD, Grüne und FDP unterstützen den Bewerber. Das ist ein Vertrauensvorschuss, den er verdient hat.

Ich glaube fest, dass er mit seiner Ausbildung, Erfahrung und Kenntnis der Aufgabe gewachsen ist. Daher ist er für mich der richtige Kandidat und somit erste Wahl. Ich möchte ihm empfehlen, im Falle der Wahl die Beigeordnetenstelle nicht neu besetzen zu lassen. Das spart Geld und hat auch noch eine Reihe anderer Vorteile. Um auf den nachfolgenden Kandidaten überzuleiten: Ein Tipi (Haus) hat er auch in Welver.

Bürgermeisterkandidat im Check: Thorsten Teimann

Sein Vater des Bewerbers ist ein von mir sehr geschätzter Kommunalpolitiker. Der Bewerber ist bisher kommunalpolitisch nicht in Erscheinung getreten. Seine ehrenamtlichen, durchaus lobenswerten Tätigkeiten liegen nicht in der Partei- oder Kommunalpolitik. Der Kommentator des Soester Anzeigers vom 14.05.20 meint: „Dass er kaum Verwaltungserfahrung hat, könnte zwar ein Nachteil sein … Die Abläufe (Anmerkung von mir: in der Verwaltung) kann man schnell lernen“. Für den Kommentator: Den Bürgermeister aus den Heimatfilmen der 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts gibt es nicht mehr. 

Die Verwaltung einer Gemeinde mit 21 Ortsteilen, ca. 12.500 Einwohnern, ca. 80 Mitarbeitern und einem Haushaltsvolumen von rund 25 Millionen Euro jährlich erfordert auch, aber nicht nur Bürgernähe. Ich denke, dass bei einer relativ kleinen Gemeinde Fachwissen und Verantwortungsbereitschaft unerlässlich sind. Man kann eine Verwaltung nicht leiten, indem man immer wieder Fachwissen durch Fachleute und Gutachten etc. einkauft. Meines Erachtens ist das derzeit der Fall. Die Kosten tragen die Bürger. 

Anzumerken bleibt, dass Welver in den 50 Jahren seines Bestehens aus rechtlichen Gründen nur ehrenamtliche Bürgermeister aus Welver hatte. Von den bisher vier hauptamtlichen Bürgermeistern waren drei aus Welver, der Amtsinhaber aus Werl. Der Bewerber meint vermutlich, dass der Bürgermeister aus dem Zentralort kommen sollte. Passend dazu seine Aussage „Welver hat 20 Ortsteile.“ Das ist falsch. Welver besteht aus 21 gleichberechtigten Ortsteilen, der Zentralort von Welver ist nicht die „Hauptstadt“. 

Seine ehrenamtlichen Tätigkeiten (Organisation von Zeltlagern, Radtouren oder Ähnliches) werden durch den „Event-Manager“ der Gemeinde bereits abgedeckt. Der Slogan des Bewerbers „Mehr Heimatliebe für Welver“ scheint modern zu sein. Bereits am 06.05.20 hat ein Bewerber für Möhnesee verkündet: „Liebe zur Heimat treibt mich an“ (Soester Anzeiger 06.05. 20). Wir haben ja auch eine Heimatministerin. Ich meine, dass man mit einem sehr ausgeprägten Selbstbewusstsein allein keine kommunale Führungsposition übernehmen kann.

Bürgermeisterkandidat im Check: Hans-Peter Luck

Hans-Peter Luck: Ex-Bürgermeister von Welver.© privat

Er kennt das Welveraner Rathaus in- und auswendig: Er hat hier als Beigeordneter angefangen, schaffte den Sprung als Gemeindedirektor und war schließlich von 1999 bis 2004 Bürgermeister. Aus persönlichen Gründen hatte er danach nicht erneut kandidiert. Seit 16 Jahren ist er „nur noch Beobachter“, kein Einmischen, kein einziger Leserbrief. 

Jetzt aber sei der Zeitpunkt gekommen, sich einzumischen, sagt der 70-Jährige: „Ich sehe doch, das geht alles in die Seife.“ Viel zu viele „gute Leute“ hätten der Gemeindeverwaltung den Rücken gekehrt. Hätte er das bei der vergangenen Rathaus-Wahl 2014 geahnt, hätte er sich schon damals gemeldet und räumt im Nachhinein ein: „Das habe ich versäumt.“ Luck lebt in Borgeln.